Bericht aus Quito – 11. November 2016

 

Oliver Dörner und Maria Möhrlein konnten am Freitag, 11. November 2016 die Kinderkrippen San Roque und El Tejar sowie das Casa del Sol in Quito besuchen:

Gemeinsam mit Vreni Coronel und Elsa vom Casa del Sol waren wir vom Morgen bis zum frühen Nachmittag in den verschiedenen Häusern. Wir danken Vreni und Elsa für diesen eindrücklichen Tag, für Ihre Begleitung, für Ihre Arbeit vor Ort und für die geduldige Beantwortung unserer Fragen.

Mit dem Taxi haben uns Vreni und Elsa in unserer Unterkunft abgeholt. Die erste Station war der Kinderhort in San Roque, direkt am Rande der Altstadt. Wir fuhren durch die belebten Gassen rund um den Markt und zwischen den Ständen bis zu einem Seiteneingang des Marktes. Vorbei an einfachsten kleinen Marktständen für Reparaturarbeiten aller Art, vorbei an Kranken und Armen gingen wir die schmale Treppe hoch in den ersten Stock des Marktgebäudes. Dort organisiert die indigene Gemeinschaft ATIRY eine Kinderkrippe für ca. 35 Kinder. Die Kinder und Eltern stammen aus einfachsten Verhältnissen. Viele sind vom Land in die Stadt gewandert um als Tagelöhner, fliegende Verkäufer oder Lastenträger zu arbeiten. Die Einkommen sind also sehr ungewiss und da sich Ecuador gerade in einer Rezession befindet, ist es nicht leicht, überhaupt eine Arbeit zu finden. 

Unser Besuch in San Roque war angekündigt und die Kinder waren alle mit roten Ponchos herausgeputzt. Gerade zu Beginn waren die Kinder uns gegenüber noch sehr schüchtern. Europäische Touristen sind normalerweise nicht in San Roque unterwegs. Für die meisten ist Quechua (und nicht spanisch) die Muttersprache. Die Kinder sind zwischen ein und vier Jahren alt. Jose Antonio, der Leiter der Krippe, organisiert und verwaltet gemeinsam mit seiner Familie die Krippe. Finanziell wird die Krippe durch Heidi Schäfer unterstützt. Die Eltern leisten sowohl einen finanziellen Beitrag (10 US Dollar pro Monat) als auch Mithilfe bei bestimmten Arbeiten. Fachlich erfolgt ein regelmässiger Austausch mit dem Haupthaus Casa del Sol. Die Erzieherinnen haben aber nicht wie in den anderen Krippen und Einrichtungen ein Studium absolviert. Die Krippe ist ein selbstverwaltetes Projekt der indigenen Gemeinschaft, sie ist nicht staatlich anerkannt (in Gegensatz zu den anderen besuchten Krippen und Horten). 

Der Tagesablauf ist ähnlich wie in den anderen Krippen und Horten strukturiert. Die Kinder werden am Morgen gebracht und bleiben bis zum Nachmittag (ca. 15.30 bis 16.30) in der Krippe. In dieser Zeit erhalten sie mehrere Mahlzeiten, es wird gespielt, gesungen, getanzt, gebastelt, ausgeruht,... 

Viele der Kinder sind beim Eintritt in die Krippe noch gar nicht an eine regelmässige Tagesstruktur oder an regelmässige und gesunde Mahlzeiten gewöhnt. 

Bei unserem Besuch haben wir ebenfalls gemeinsam gesungen und getanzt und viele Bilder gemacht. Jose Antonio hat uns alle Räume gezeigt. Die Räume sind einfach, aber sauber. Es gibt verschiedenste Spielsachen und Matratzen zum Ausruhen sowie einen kleinen Aussenspielbereich. 

Jose Antonio, Emilia (Köchin), Maria (Erzieherin) und Laura (Erzieherin) sind sehr dankbar für die Unterstützung aus Europa. Besonders Heidi Schäfer aber auch uns und allen Unterstützern wurde immer wieder Gottes Segen und Gesundheit gewünscht. Wir haben eine sehr grosse Dankbarkeit für die Spenden erfahren. Gleichzeitig hat es uns sehr berührt, wie dringend notwendig die Spenden sind. 

Spontan haben wir die Krippe im Kloster El Tejar, ebenfalls am Rande der Altstadt, besucht. Diese Krippe ist staatlich anerkannt. Somit sind auch sehr hohe Standards für die Ausbildung der Erzieherinnen, für den Betreuungsschlüssel und für die Lernziele festgelegt. Die Krippe hat für maximal 23 Kinder Platz. 

Auch hier wurden wir ausgesprochen herzlich empfangen. Wir kamen am späten Vormittag, für die Kinder gab es gerade eine Zwischenverpflegung mit frischen Früchten. Die Kinder wirkten aufgeweckt auf uns. Monika, die Leiterin, zeigte uns die Räumlichkeiten. Die Wände sind bunt bemalt, der Eindruck ist sehr freundlich, sauber und aufgeräumt. Wir erhielten einen kurzen Einblick in den Lehrplan. Der Essens- und Putzplan ist für alle Eltern ausgehängt. Einmal monatlich werden die Kinder gemessen und gewogen. 

Auch hier hatten wir einen sehr positiven Eindruck von der Arbeit der Erzieherinnen. 

Unsere letzte Station an diesem Tag war das Casa del Sol. 

In der Kinderkrippe im ersten Stock wurden wir von Jenny, Margarita und den anderen Erzieherinnen ausgesprochen herzlich empfangen und willkommen geheissen. Die Kinder singen für uns. Ein Mädchen traut sich sogar, alleine ein Lied zu singen. Sie wirken alle sehr fröhlich und aufgeweckt. Wir kommen kurz vor dem Mittagessen. Es gibt Suppe und danach Gemüsereis. Danach ruhen alle Kinder auf den Matratzen aus. Es dauert nicht lange, und alle Kinder schlafen – ohne Geschrei, ohne Diskussion. In dieser Zeit werden die Tische und der Boden geputzt. Wir schauen gemeinsam Fotoalben an aus der Zeit, als Monika (Olivers Mutter) noch im Casa del Sol mitgearbeitet hat. Wir sind beeindruckt, wie lange die Frauen schon für das Casa del Sol arbeiten und wie gross die Verbundenheit zu Heidi Schäfer ist. 

Inzwischen ist es längst Mittag. Die Schule ist aus und im Essensraum im Erdgeschoss treffen die Schulkinder zum Mittagstisch ein. Wir werden lebhaft und stürmisch begrüsst. Von den sonst fast 50 Kindern sind an diesem Tag wegen spezieller Förderstunden in der Schule ca. 30 bis 35 Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren da. Alle tragen eine Schuluniform. Zwei der Mütter kommen extra vorbei und überreichen uns zum Dank für die Unterstützung einen Früchtekorb. Die Kinder schenken uns Briefe, Karten und Bilder. Beim Mittagessen teilen wir uns an den verschiedenen Tischen auf. Die Kinder sind wissbegierig, fragen uns nach deutschen Worten oder testen ihre Englischkenntnisse. Wir essen gemeinsam eine nahrhafte, dicke Suppe. Danach gibt es eine grosse Portion Reis mit Salat und Hähnchen. Die Kinder essen schnell und viel. Für viele ist es die erste Mahlzeit am Tag. Wer will, bekommt in der Küche Nachschlag. 

Draussen geht an diesem Tag ein unglaubliches Gewitter mit langem, intensivem Regen los. Wir bleiben alle länger und spielen, machen Fotos,... 

Elsa erzählt uns, dass viele Kinder traurig sind, wenn die Ferien kommen, da sie dann oft hungrig oder länger alleine daheim sind. Zu Weihnachten bekommen die Kinder ein kleines Geschenk. Meist ist es ein kleines Spielzeug und ein Essenspaket. Viele Kinder freuen sich mehr über das Essenspaket als über das Spielzeug. 

Als der Regen nachlässt und wir uns verabschieden, gibt es Händeschütteln und Umarmungen. Die Eindrücke und Begegnungen haben uns sehr berührt. 

Alle: Eltern, Kinder und Erzieherinnen, sind ausgesprochen dankbar für die Hilfe und Unterstützung aus Europa. Besonders Heidi Schäfer sind sie sehr verbunden. 

Insgesamt haben wir einen sehr guten Eindruck von der Arbeit der Erzieherinnen und auch von den Kindern. Man merkt, die Förderung kommt an. 

Zürich, März 2017

Maria und Oliver

Luzia Reutimann